Autor: Stefan Huber
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Um eine gegebene Funktion durch ein Polynom mittels Interpolation zu approximieren, muß man d+1 lineare Funktionale vorgeben und dann jenes Polynom bestimmen, das die Interpolationsbedingungen
erfüllt. Im Prinzip könnte man die Koeffizienten von durch Lösung des Gleichungssystems (9.3) mit den Basisfunktionen und den Werten erhalten, müßte dabei jedoch einen -Aufwand in Kauf nehmen. In wichtigen Spezialfällen gelingt es, das Polynom explizit darzustellen und dessen Koeffizienten durch Algorithmen erheblich geringerer Komplexität zu bestimmen.
Für den Fall mit paarweise verschiedenen Knoten kann man den Ansatz
machen, wobei die Lagrange-Polynome vom Grad d zur Knotenmenge sind. Da die Polynome definitionsgemäß die Eigenschaft (9.9) besitzen, gilt : ist das gesuchte Interpolationspolynom. Die Darstellung (9.22) bezeichnet man als die Lagrangesche Form des Interpolationspolynoms.
Die Lagrangesche Darstellung macht die lineare Struktur des Interplationspolynoms bezüglich der Werte deutlich sichtbar, da die Basisfunktionen nur von den Interpolationsknoten abhängen. Für algorithmische Anwendungen kommt die Lagrange-Form jedoch wegen des Aufwandes, den die Berechnung der Funktion erfordert, nur selten in Betracht.
Eine Basis des , die besondere Vorteile für die Numerische Datenverarbeitung besitzt, wird von den Tschebyscheff-Polynomen abgebildet. Die Koeffizienten der Darstellung (9.15) sind durch das lineare Gleichungssystem
festgelegt. Die Lösung des Gleichungssystems (9.23) erhält man durch sehr einfache Formeln, wenn man als Interpolationsknoten die Tschebyscheff-Nullstellen oder die Tschebyscheff-Extrema verwenden kann, da sich in diesen Fällen die diskrete Orthogonalität der Tschebyscheff-Polynome ausnutzen läßt.
Mulitpliziert man z.B. im Falle der Tschebyscheff-Extrema beide Seiten des linearen Gleichungssystems
von links mit der Matrix
dann erhält man wegen der diskreten Orthogonalität (9.21)
Da die Tschebyscheff-Polynome auch in der Form
dargestellt werden können, erhält man für die Tschebyscheff-Extrema (9.17) als Interpolationsknoten den besonders einfachen Ausdruck
für die Koeffizienten von (9.24).
Analog erhält man für die Tschebyscheff-Nullstellen (9.14) das lineare Gleichungssystem
für die Koeffizienten der Darstellung (9.14). Aus der diskreten Orthogonalität (9.19) der Tschebyscheff-Polynome folgt
Software (Berechnung eines interpolierenden Polynoms)
Die 2 Unterprogramme NAG/e01aef und NAG/e02aff berechnen zu
vorgegebenen Datenpunkten die Koeffizienten der Tschebyscheff-Darstellung
des entsprechenden Interpolationspolynoms. Während das Unterprogramm
NAG/e02aff nur für die Interpolation an den Tschebyscheff-Extrema
geeignet ist, können mittels NAG/e01aef Funktionswerte - und auch
eventuell zusätzlich vorgegebene Ableitungswerte - an beliebig
verteilten, paarweise verschiedenen Abszissen interpoliert werden.
Das Unterprogramm SLATEC/polint berechnet für beliebig
verteilte Datenpunkte die Koeffizienten - die sogenannten
dividierten Differenzen - der Newton-Darstellung des
zugehörigen Interpolationspolynoms
(de Boor [40]).
Beispiel (Schwierig zu approximierende Funktion)
ist auf [0,1] beliebig oft differenzierbar, die Folge der Interpolationspolynome auf den Tschebyscheff-Knoten konvergiert daher für gegen (vgl. Abschnitt 6.7.7 ). Es ist also gewährleistet, daß es für jede Toleranz ein Polynom gibt, das von um nicht mehr als abweicht. Selbst für bescheidene Werte von sind hierfür allerdings sehr hohe Polynomgrade erforderlich (siehe Abb. 9.8, Abb. 9.9 und Abb. 9.10).
Abb. 9.8: Interpolation der Funktion
(9.27)
durch ein Polynom zu den 100 auf [0,1] transformierten
Tschebyscheff-Abszissen.
Abb. 9.9: Interpolation der Funktion
(9.27)
durch ein Polynom zu den 1000 auf [0,1] transformierten
Tschebyscheff-Abszissen.
Abb. 9.10: Interpolation der Funktion
(9.27)
durch ein Polynom zu den 10 000 auf [0,1] transformierten
Tschebyscheff-Abszissen.
Autor: Stefan Huber
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